Eine Angelart macht Furore
Renkenfischen – Eine Angelart macht Furore.
Um auf die Faszination Renkenangeln etwas näher eingehen zu können, drehen wir das Rad der Geschichte etwas zurück und begeben uns auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Hegenenangelei in Oberösterreich.
Als die Angelfischerei in den Nachkriegsjahren langsam wieder an Bedeutung gewann, da waren Fische wie Reinanken nur durch die Netzfischerei bekannt. Der Unterschied vom reinen Planktonfresser, wie den im Attersee heimischen Kröpfling oder der Riedling vom Traunsee, zum Grobtierfresser wie Maränen, war vom Hobbyangler nicht erkennbar und daher auch nicht von großem Interesse. Es herrschte allgemein die Meinung, diese Fischart sei den Netzfischern vorbehalten. Diese Meinung sollte sich aber ab den siebziger Jahren ändern. Doch gehen wir diesen Ursprung der Hegenenfischerei der Reihe nach auf den Grund.
Denn im Jahre 1961 geschah am Irrsee folgendes:
Bei einer Versammlung wies der bekannte Leiter des Bundesinstitutes für Gewässerforschung und Fischereiwirtschaft, Dr. Einsele, auf die Möglichkeiten des Fischbesatzes im Irrsee hin, wobei er besonders die Neuansiedlung von Reinanken (allerdings nur als Setzlinge) behandelte und auch über Anfrage zum biologischen Gleichgewicht im Zeller-Irrsee und seine Förderung folgende Stellung nahm.
Originalzitat von Dr. Einsele: Die Maräne ist eine sehr widerstandsfähige Fischart, an der die Gewässerbesitzer ihre Freude haben werden.
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1968 wurde diese Empfehlung umgesetzt und 2100 Maränen in den Irrsee eingesetzt.
Diese, bisher dem Großteil der Angler, unbekannten Fische fanden im Irrsee hervorragende Bedingungen vor und wuchsen zu kapitalen Exemplaren ab. Die ersten Maränenfänge wurden als anfänglicher Beifang beim Saiblingschleppen mit einer speziellen Tiefenrolle gemacht. Als Köder verwendete man kleine, sich um die eigene Achse drehende Blinker, aus Alu oder Weißblech. Maränen in Stückgewichten bis zu 5 kg und Längen von 80 cm waren durchaus keine Seltenheit. Weiters machten sich abends, große über den See ziehende Maränenschwärme an der Wasseroberfläche bemerkbar. Das Wasser kochte über durch die Vielzahl der Fische und Angler versuchten vergebens ein paar Fische dieser Schwärme zu erwischen. Man rätselte über dieses eigenartige Verhalten und probierte alle möglichen Fangmethoden aus. Da auch viele Mückenlarven an der Wasseroberfläche zu sehen waren, war bald eines klar. Die Maränen nahmen die aufsteigenden Insekten in der Tiefe und kamen dadurch auch in höhere Wasserschichten.
Passend zu dieser Zeit, Ende der siebziger Jahre, ein Situationsbericht eines Fischers und seine ersten Erlebnisse beim Fang von Maränen am Irrsee.
Es wimmelte am Irrsee nur so von Maränen. Besonders abends gingen derartig viele Fische auf, man wusste gar nicht, wohin man schauen sollte, es klatschte nur so rund um das Boot! Es wurde mir gesagt, die Maränen gingen auf Fliegen. Kein Problem – her mit der Fliegenrute und hinaus zum weißen Haus, das ja jeder Irrseefischer kennt! Fliegen-Sortiment war ausreichend vorhanden, da ich selbst Fliegen binde und den Umgang mit der Fliegenrute seit den 50iger Jahren pflege. Es reichte leider meine Fliegenauswahl nicht aus, um auch nur einen Biss zu bekommen. Macht nichts, ich habe Urlaub, die Woche ist lang, der nächste Tag wird den Erfolg bringen. Denkste! Die ganze Woche Null! Rund um das Boot schnappten die Fische, vergebens. Nach dieser Woche war mein Talent zu Ende.
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Doch worauf gehen diese Fische?
Dann, eines Abends, die Sonne schien schräg in das Wasser, stand ich im Boot und ganz nahe sehe ich, wie eine Maräne an die Oberfläche saust und blitzschnell abdreht und schräg nach unten verschwand. HA! Ich hab’s! Die Maräne hatte Luft geholt und ging auf Tauchstation, sie braucht Druckausgleich. Übernachten die Maränen etwa in der Tiefe am Grund? Ich hatte noch keine Ahnung, aber ich wollte unbedingt einen Versuch machen. Ich knüpfte eine, der neuen aus der Schweiz kommenden, Hegenen auf und ging mit dieser auf ca. 14 – 16 m hinab und hob und senkte langsam. Nach kurzer Zeit ein kräftiger Biss und los ging der Drill. Kein schlechter Fisch, knapp 60 cm lang und wutzeldick! Mein Sohn kam mit einer Eigenbau-Hegene mit rot-schwarzen Nymphen angerudert. Er ankerte neben mir und los ging’s! Es folgte Biss auf Biss. Ein für mich schönes Geheimnis war gelüftet.
Jetzt begann die Stunde der Angler oder sagen wir der Siegeszug der Hegene.
Die ersten Hegenen aus der Schweiz kamen zum Einsatz und der Siegeszug dieses spezielle Fanggerätes für Maränen begann. Es wurden Maränen in Stückzahlen und Größen gefangen, die man niemals für möglich gehalten hätte. 20 Stück pro Tag waren für Spezialisten kein Problem. Bei einer Kontrolle konnte sogar ein Angler mit 80 Maränen registriert werden.
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Die Kunde dieser Superfänge machte schnell seine Runde und am Irrsee entstand eine Fischerei wie sie damals in Österreich einmalig war. Hunderte Angler saßen in der Hauptsaison in Ihren Booten und zupften auf Maränen. Die Schnüre waren damals noch in Durchmessern im Einsatz mit denen heutzutage kein Angler mehr fischen würde. Eine, mit 0,25er Schnur gebundene Hegene war keine Seltenheit und es wurden natürlich auch reichlich Maränen damit gefangen. Als dann die ersten Renkenschwimmer auftauchten, ging es richtig los. Der See war bald übersät mit allen möglichen Renkenschwimmern. Von monströsen Styroporkugeln bis hin zu schlanken Dreh und Drink – Flaschen war alles zu sehen. Da waren richtige Pioniere am Werk, die diese Angelart ständig verbesserten und verfeinerten.
Die Farben der Nymphen spielte damals noch keine so große Rolle. Aber auch hier wurde ständig probiert und verbessert und bald kristallisierten sich bestimmte Grundfarben als am fängigsten heraus. Diese Grundmuster haben den Lauf der Zeit überdauert und fangen auch heute noch ihre Renken. Die bekannte Irrseebrombeer ist das Ergebnis solcher langjähriger Erfahrung. Aber auch am nahen Attersee hörte man von dieser Art der Fischerei und schon bald kamen die ersten Hegenen zum Einsatz und bescherten den Anglern Superfänge.
Leider war es wie bei vielen Dingen, der einen Freud ist des andern Leid. Als Berufsfischer von den Renkenfängen hörten war natürlich Feuer am Dach. Leider gab es ein paar schwarze Schafe unter den Anglern, die durch zu wenig Selbstbeschränkung Massenfänge mit Stückzahlen bis zu 80 Renken machten. Die Hegene wurde dadurch am Attersee verboten und bekam unter den Seenbewirtschaftern einen schlechten Ruf als Massenfanggerät. Dieses Verbot wurde aber im Verlauf der Jahre wieder aufgehoben und man kann am Attersee unter Einhaltung der Stückzahlen wieder der Hegenenanglerei nachgehen. Auch an vielen anderen Seen im In und Ausland ist die Hegenenfischerei inzwischen nicht mehr wegzudenken und entwickelt sich zu einem regelrechten Wirtschaftszweig.
Tourismus und Seenbewirtschafter profitieren heute von den zahlreichen Renkenanglern, die in den Nebensaisonen die Seen bevölkern.
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