Die Renken und Ihr Lebensraum
Die Renken und ihr Lebensraum
Als ursprünglich nordische Fische kamen Renken und Seesaiblinge, wir reden hier von endemischen Arten, als Relikte der letzten Eiszeit in unsere Region. Als sich die Eismassen zurückzogen, bildeten sich, in den von Gletschern ausgeschürften Wannen, unsere Voralpenseen. In diesen Seen des Alpen und Voralpengebietes haben sich Coregonen (Sammelbegriff für alle Renken) an die ökologischen Bedingungen angepasst und als Lebensraum für ihre Art erobert.
Bedeutung der verschiedenen Wasserschichten für den Renkenangler:
Einer der wichtigsten Faktoren, die ein Renkenfischer beachten muss, ist die thermische Schichtung unserer großen Seen. Diese Schichtungen sind für den Renkenbestand und das dazugehörende, natürliche Aufkommen von großer Wichtigkeit. Ohne groß in wissenschaftliche Einzelheiten abzudriften, wird auf dieser Seite erklärt, wie die Zahnräder der Schichtungen in der Wassersäule mit dem Lebensraum der Renken in sich greifen.
Die Grundregel dabei ist. TEMPERATUR IST ALLES.
Lebensraum der Renken:
Das Ökosystem See kann allgemein in zwei große Bereiche unterteilt werden. Die Freiwasserzone, auch Pelagial genannt, sowie die Bodenzone, das Benthal. Beide Bereiche können in weitere Teilzonen gegliedert werden. Renken besiedeln hauptsächlich das Pelagial (Freiwasserzone) wobei sie, speziell im Frühjahr oder zur Laichzeit von November bis Dezember auch im Litoral (Uferbereich), in Tiefen von 1 m und weniger zu beobachten sind. Hier können sie zu Beginn der Angelsaison Anfang Mai auch sehr gut mit der Angel gefangen werden. Zu Saisonbeginn bis in den Herbst sind Renken auch im Benthal (Bodenzone) bis in große Tiefen zu finden. Wenn Mitte Mai die Wassertemperatur auf über 15 °C ansteigt und sich allmählich eine thermische Schichtung ausbildet, ziehen sich die Reinanken in diese tieferen, kühleren Seebereiche zurück und besiedeln dann fast nur mehr den Bereich unterhalb des Epilimnions (Warme Oberflächenschicht). Die horizontale und vertikale Verteilung von Coregonen kann im jeweiligen Gewässer gut durch die Parameter Wassertemperatur, Sauerstoffkonzentration und Nahrungsangebot erklärt werden. Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass adulte Coregonen Temperaturen von mehr als 18°C, juvenile von mehr als 20 °C meiden. Ausnahmen sind Aufzuchtgehege oder Teiche.
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Die Oberflächenschicht: (Epilimnion)
Die Oberflächenschicht hat ihre Bedeutung im Ökosystem See als nahrungserzeugende Schicht und deckelt durch Trübung, hervorgerufen vom Wachstum des Phytoplanktons, die untere Wasserschicht vom Sonnenlicht ab. Diese Schicht wird in der Limnologie als trophogen bezeichnet und ist Teil der ökologischen Struktur der Renkenseen. Diese Wasserschicht hat für den Renkenangler folgende Bedeutung. Denn in der warmen Jahreszeit, ab Mai, beginnt die Trennung des Oberflächenwassers mit dem Tiefenwasser. Diese Schicht kann, je nach Seentyp, in der Regel bis 10 m Tiefe reichen. Eine thermische Schichtung kann aber, bedingt durch starken Wind, Sonneneinstrahlung und Tageszeit stark variieren und bis auf 30 m reichen. Hier entwickelt sich im Frühjahr die Flora und Fauna eines stehenden Gewässers. In diesem Bereich produziert, dass am Beginn der Nahrungskette stehende Phytoplankton durch Photosynthese Sauerstoff und ist die Basis für das Vorkommen verschiedenster Zooplanktonkrebse. Diese wiederum bilden die Hauptnahrung von Coregonen und sind damit der wichtigste Teil der Nahrungskette. Renkenangler die sich mit diesen biologischen Vorgängen beschäftigen, sind meistens sehr schnell in der Lage die richtige Fangtiefe zu finden.
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Die Sprungschicht: (Metalimnion)
Die Metalimnionschicht ist eine, durch Plankton stark getrübte, Trennlinie im See und trennt das warme Oberflächenwasser vom kalten Tiefenwasser. Da es in dieser Schichtung einen Temperatursprung gibt, wird diese Wasserschicht auch als Sprungschicht bezeichnet. Im Frühjahr, wenn die Wassertemperatur mit 4° C das höchste spezifische Gewicht hat, beenden Wind und steigende Temperaturen die Winterstagnation und es beginnt die so genannte Frühjahreszirkulation. Dieser homogene Zustand des Wassers ermöglicht dem Wind die gesamte Wassermasse in Bewegung zu setzen und bis in großen Tiefen mit Sauerstoff anzureichern. Diese Zirkulation hat für Renken, auf Grund ihres hohen Sauerstoffbedarfes, eine große Bedeutung. Es ist daher auch nicht von Vorteil, wenn ein Gewässer im Frühjahr eine geschlossene Eisdecke vorweist, da damit die schon genannte Frühjahreszirkulation verzögert wird. Allerdings hat ein Gewässer zu dieser Zeit, genügend Sauerstoff durch die Durchmischung des Wasserkörpers vor der Winterstagnation. In der Regel beträgt der Sauerstoffgehalt in der kalten Jahreszeit 8 bis 10 mg/l. Von elemtarer Bedeutung ist diese Schicht für das Wachstum von Zooplankton. Diese Basis für alles Leben im See, ist für das natürliche Aufkommen und Abwachsen von Renken lebenswichtig. Vereinfach gesagt, ohne passendes juveniles Plankton verhungern Renkenlarven innerhalb weniger Tage, der Bestand verliert einen ganzen Jahrgang und der Bewirtschafter merkt es erst, wenn nach 2 bis 3 Jahren der Fangertrag rückläufig ist oder ganz ausbleibt. Aber auch adulte Renken halten sich, wenn die Temperatur passt, in dieser, man könnte sie auch Wachstumsschicht nennen, auf. Denn wie hat ein alter Netzfischer einmal gesagt. WO DER FRAẞ IST, DORT IST DIE RENKE
In den Sommermonaten ist die Sprungschicht am stärksten ausgeprägt, und es kann, abhängig von der Oberflächentemperatur, zu Temperatursprüngen von bis zu 15°C kommen. Reflektiert durch die vielen Schwebkörper kann nur sehr wenig Restlicht in tiefere Wasserschicht gelangen. Die Sprungschicht ist daher für den Renkenangler, die Tiefenlinie im See, an denen er seine Fangtiefen aufbaut. Je klarer der See, desto tiefer liegt die Sprungschicht. Die Ursache dafür ist die Sonneneinstrahlung, die in klaren Gewässern in größere Tiefen vordringen kann. Die Sprungschicht kann aber auch stark schwanken und bedingt durch starken Wind an einer Seeseite höher liegen als am gegenüberliegenden Ufer. Durch Umschichtung wird die Sprungschicht an der Uferseite, in die der Wind bläst, tiefer gedrückt, wobei sie an der anderen Seeseite in die Höhe steigt. Das kann auch eine starke Eintrübung zur Folge haben, wobei das Wasser eine grün milchig trübe Farbe bekommt. Die Sprungschicht ist also an Tagen mit starkem von einer Seite kommendem Wind, wie eine schiefe Ebene. Kommt natürlich auf die Größe des Gewässers an. Im Freiwasser ziehen Renken bevorzugt in oder etwas unterhalb dieser Wasserschicht. Dieses Verhalten der Renken ist eigentlich logisch, da sie in der Sprungschicht praktisch im Futter schwimmen. Speziell in den Sommermonaten ist dieses Wissen wichtig und die meisten Angler fischen dann in Tiefen von 10 – 15m am Grund und befinden sich dann mit ihren Hegenen ziemlich genau knapp unterhalb der Sprungschicht.
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Die Tiefenschicht (Hypolimnion):
Das Hypolimnion, auch als Tiefenschicht bezeichnet, hat eine, es kommt dabei auf die Größe des Sees an, Durchschnittstemperatur von 5 – 4 °C. Diese Wasserschicht grenzt unmittelbar an die Sprungschicht. Da keine Sonnenstrahlen in diese Schicht gelangen, man spricht von Abdeckelung, erwärmt sich diese Schicht auch nicht. In diesen Tiefen zu fischen ist eigentlich Sache von Spezialisten. Ich rede hier nicht vom unmittelbaren Bereich unterhalb der Sprungschicht, sondern von der Fischerei in Tiefen ab 20 m. Wenn der Sauerstoffgehalt eines Gewässers in Ordnung ist, ist diese unterste Wasserschicht die Heimat von Renken, Seesaiblingen und Seeforellen. In der kälteren Jahreszeit, wenn sich die Sprungschicht zum Großteil aufgelöst hat, sind Renken im Hypolimnion durchaus in Tiefen bis zu 30 m anzutreffen. Vermutlich, wenn das Gewässer entsprechende Tiefen und einen optimalen Sauerstoffgehalt aufweist, auch noch wesentlich tiefer. Ausnahme ist der Spätherbst, wo es durch absterbende Algen am Gewässergrund zu Sauerstoffdefiziten kommen kann. Jedoch im Frühjahr, nach der Durchmischung, sind Renken, je nach Gewässertypus, in diesen Tiefen zu finden. Die Grundregel für den Fang von Renken in dieser Zone ist ganz einfach. Passt der Sauerstoff, sind Renken bis in große Tiefen fangbar.
Allgemeines:
Wie man in den vorangegangenen Artikeln sieht, hat die Sprungschicht bzw. die thermische Schichtung für unsere Seen und ihren Fischbeständen eine lebensnotwendige Bedeutung. Für uns Renkenangler bedeutet dieses Wissen um die thermischen Schichtungen, gezielt auf, in verschiedenen Tiefenzonen lebende Renken angeln zu können. Eine gute Beobachtungsgabe und die dazugehörende Flexibilität. Diese Eigenschaften zeichnen einen erfolgreichen Renkenangler aus und machen ihn, nicht immer, aber meistens, bei der Renkenfischerei erfolgreicher als andere Angler.
Petri Heil
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