Erbrütung von Renkenlaich
Warum künstliche Erbrütung?
Das ist einfach erklärt. Denn von den ca. 40000 Nachkommen eines einzigen Rogners sterben in der Natur über 90% bereits im Ei oder Larvenstadium. In der künstlichen Aufzucht dagegen, ist die Überlebensrate in den ersten Lebensstadien bis zur Larve bei ca. 80 %. Ob Besatz notwendig oder nicht, da gehen die Meinungen auseinander. Besatz mit Renkenbrütlingen hat natürlich in erster Linie wirtschaftliche Gründe. Coregonen sind ja die Haupteinnahmequellen der Bewirtschafter und werden sowohl von der Berufsfischerei als auch von der Angelfischerei sehr stark, oder sagen wir, gleich gerne, genutzt. Auch wenn eine selbständige Reproduktion nachgewiesen werden kann, ist aufgrund des Befischungsdrucks ein Besatz zur Bestandsstützung erforderlich. In den meisten Seen wird daher schon seit Jahrzehnten der Renkenbestand durch Besatz als Teil der Bewirtschaftung gestützt. Fast jeder Renkensee besitzt ein eigenes Bruthaus oder man nützt eine professionelle Brutanlage für die Erbrütung und Aufzucht der Renkenlarven. Und um die Überlebensrate nochmals zu steigern, wird oftmals ein gewisser Anteil der Brut vorgestreckt. Ob und wieviel besetzt wird, hängt natürlich auch vom Erfolg der Laichfischerei ab.
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Laichgewinnung:
Bei der ersten Laichabgabe kann es durch eine, eventuell noch mindere Laichqualität zu erhöhten Verlusten kommen. Ideal sind daher Laichfische ab der zweiten bis zur fünften Laichabgabe. Bei älteren Tieren nimmt die Qualität der Eier dagegen wieder ab. Es ist daher ein Irrglaube, dass große Maränen für einen guten Maränenbestand zwingend notwendig sind. Hat man genügend laichreife und rinnende Rogner zur Hand beginnt man mit dem Abstreifen. Hier unterscheidet man die nasse bzw. die trockene Methode. Die nasse Methode ist eher, wie schon im Beitrag über die Laichfischerei beschrieben, der Netzfischerei vorbehalten. Im Bruthaus kann man auch die trockene Methode anwenden. Der grundlegende Unterschied der beiden Methoden ist, wie der Name schon sagt, der Zeitpunkt der Zugabe von Wasser. Trocken bedeutet, der Fisch wird abgestreift und ohne Zugabe von Wasser mit der Milch vermischt. Man kann die Eier in ein Sieb (Supertrocken) oder in eine trockene Schüssel streifen. Das ist eigentlich Geschmacksache. Der Unterschied ist wie folgt. Verwendet man ein Sieb, werden die Eier NACH dem Abstreifen aller Rogner mit der Milch vermischt. Mit der Schüssel werden ein oder zwei Rogner abgestreift und SOFORT mit der Milch vermischt. Der Vorteil dieser Methode, man braucht deutlich weniger Milchner für die Befruchtung. Allerdings sollte man, wenn man die Möglichkeit hat und um die genetische Vielfalt zu sichern, auch mehrere Milchner verwenden. Übermäßigen Druck sollte man vermeiden, da damit auch verklumpte unreife Eier, Schuppen oder Schleim in die Schüssel gelangen. Eine vermehrt auftretende Verpilzung wäre die Folge. Die Befruchtung selbst passiert unter Zugabe von Wasser über die Befruchtungsöffnung (Mikropyle) der reifen Eier. Und genau hier liegt der Unterschied zur nassen Befruchtung. Kommt das Ei mit Wasser in Berührung, verschließt sich diese Öffnung innerhalb von 1 bis 2 Minuten und kann nicht mehr befruchtet werden. Mit der trockenen Methode dagegen hat man wesentlich mehr Zeit und kann in aller Ruhe die reifen Eier in die Schüssel streifen. Bei Normaltemperatur bleiben die Eier bis zu 4 h befruchtungsfähig. Sind alle Fische abgestreift kommt jetzt der letzte Teil der trockenen Abstreifmethode.
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Die Befruchtung oder Belebung der Eier:
Nach dem Abstreifen mit der trockenen Methode kommt jetzt der letzte Teil der Laichgewinnung. Unter ständiger Zugabe kleinerer Mengen Quell- oder Seewassers werden die Eier befruchtet. Das passiert durch langsames Umrühren mit einer Schwanenfeder. So kommt jedes einzelne Ei mit der Milch in Berührung. Diese Prozedur wird so oft wiederholt, bis das anfänglich trübe Wasser glasklar wird. Bei diesem Vorgang werden auch Schmutzpartikel, wie Schuppen und verklumpte Eier mit ausgewaschen. Durch die Befruchtung nehmen die Eier Wasser auf und beginnen aufzuquellen. Auch vergrößert sich dadurch das Volumen und die Härte der Eier. Je genauer oder sagen wir, je länger die Eier mit der Feder bewegt werden, desto weniger verkleben nach dem Umsetzen in die Zugergläser. Abschließend kommt noch die Messung der Laichmenge. Dazu nimmt man einen Messbecher, füllt ihn mit den befruchteten Eiern und notiert sich den Füllstand für die Erfassung der Gesamtmenge. Da die Eier durch die Belebung noch aufquellen, nimmt man die doppelte Menge als Laichertrag. Bei einem Füllstand von 0,5 Liter bedeutet das einen Laichertrag von 1 Liter Laich. Um sich der Sache sicher zu sein, sollte man den Laich nach dem Aufquellen im Zugerglas nochmals nachmessen. Dieser Wert der Laichmenge ist deshalb so wichtig, da daraus die Menge der zu erwartenden Fischbrut errechnet wird.
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Die Erbrütung des Renkenlaichs:
Erbrütet wird in Zugergläser (Flaschenähnliche zylindrische Glasbehälter), wobei von unten sauerstoffreiches Wasser zugeführt wird. Dadurch werden die Eier etwas angehoben, leicht verwirbelt und gleichmäßig mit Sauerstoff versorgt. Hier kann man nach dem Befüllen sehr gut das weitere Aufquellen der Eier beobachten. Auch jetzt sollte man, um ein Verkleben der aufquellenden Eier zu verhindern, mit einer Schwanenfeder in gewissen Zeitabständen umrühren. Nach einiger Zeit kann das Umrühren durch eine leichte Erhöhung des Wasserdurchflusses ersetzt werden. Die Eier sind durch den von unten kommenden Wasserdruck ständig in Bewegung, verkleben nicht mehr und bekommen ausreichend Sauerstoff. Jetzt wird der befruchtete Fischlaich unter kontrollierten Bedingungen bis hin zur Schlupfphase betreut. Da befruchtete und gesunde Eier schwerer sind als Wasser, sinken diese im Wasserstrom ab. Obenauf schwimmende abgestorbene Eier müssen um weitere Infektionen zu vermeiden, regelmäßig abgesaugt werden. Diese Eier sind für einen geübten Betrachter leicht durch ihre auffällige weiße Haut zu erkennen. Kontrolliert heißt aber auch, durch Steuerung der Wassertemperatur (Kalterbrütung) die günstigste Zeit für die Schlupfphase festzulegen. Dazu ist das Wissen um das Planktonwachstum im jeweiligen Gewässer von großer Bedeutung. Denn, obwohl Renkenlarven richtige Fressmaschinen sind, brauchen sie sofort nach dem Besatz Zooplankton in der richtigen Größe, um nicht zu verhungern. Aber davon mehr Information im Beitrag Besatz und Wachstum der Renken.
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Beschreibung Zugerglas:
Die Erfindung der so genannten «Zugergläser» Der Amerikaner Wilmot hatte als Erster eine Einrichtung entwickelt, die die Coregoneneier durch starke Bewegung gesund erhielt: Er benutzte einen Trichter, bei dem am unteren, engen Ende Wasser einfloss und eine relativ starke Strömung erzeugte. Tote Eier werden nach 1–2 Tagen spezifisch leichter und konnten durch kurzfristige Strömungserhöhung mit dem oben überfließenden Wasser abgeschwemmt werden. Das Gerät wurde «Selfpicker», das heißt «Selbstausleser», genannt. Während einer Fischereiausstellung in London haben die Herren Weiss aus Zug und Pfyffer aus Zürich diese Art der Brütung gesehen und sie in der Schweiz eingeführt, was zum Aufbau von Felchenzuchten in Zürich, Zug, Luzern und Genf führte. Aus diesem Prinzip heraus entwickelte der Zuger Berufsfischer Michael Speck zusammen mit dem Stadtrat Christian Weiss die so genannten «Zugergläser» (ab 1882). Der Sohn des Letzteren, August Weiss, brachte diese um 1890 erfolgreich in den Handel. Noch heute sind die Zuger Brutgläser die bevorzugten Brutbehälter für Coregoneneier.
Quelle: https://www.augustaraurica.ch
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