Aufzucht und Besatz
Aufzucht und Besatz sind der krönende Abschluss einer, als Teil der Bewirtschaftung, erfolgreichen Laichfischerei. In den Zugergläsern der Brutanlagen an unseren Renkenseen reifen im Frühjahr Millionen von Renkenbrütlingen heran. Begleiten wir die kommende Renken Generation auf ihrem Weg vom Ei zum Besatzfisch.
Schlupf der Renkenbrütlinge:
In den Aufzuchtstationen rund um unseren Seen herrscht im Frühjahr reger Betrieb. Jetzt werden Millionen von befruchteten Coregoneneier in, von See oder Bachwasser durchströmten, Glasbehältern (Zugergläser) erbrütet. In diesen Brutbehältern strömt das Wasser von unten nach oben und rinnt über eine Schlupfmanschette in ein Auffangbecken. Dabei werden die Fischeier durch den Wasserdruck etwas angehoben und durchmischt. Hört sich alles ganz einfach an, erfordert aber viel Wissen und noch mehr Erfahrung. Dieser Vorgang, bis zum ersten Schlupf, dauert ca.60 Tage und kann bei Bedarf durch Regelung der Wassertemperatur (Kalterbrütung) gesteuert werden. Manche Brutanlagen wollen mit der Kalterbrütung den Schlupf etwas hinauszögern, um damit der Brut das beste Futterangebot in Form von passenden Zooplankton zu ermöglichen. Ohne Kalterbrütung, und wenn alles perfekt läuft, beginnen die Maränenlarven nach ca. 60 Tagen Erbrütungsdauer mit ihrem Schlupf. Erstes Zeichen dieses Vorgangs ist, wenn die Augen zu glänzen beginnen und sich die Fischlarven in der Eihülle drehen. Diese Bewegungen sind erste Streckungsversuche, um die Eihülle zu durchstoßen und verlassen zu können. Meistens mit dem Schwanz zuerst beginnen die Brütlinge mit dem Verlassen der Eihülle. Zuerst noch vereinzelt, beginnt nach ein paar Tagen ein regelrechter Massenschlupf. Ein faszinierender Vorgang, der jeden Beobachter in Erstaunen versetzt. Im Glas sind jetzt jede Menge leerer Eihüllen und frisch geschlüpfte Maränenbrütlinge zu sehen. Sobald die Eihülle abgestoßen wird, verlassen die Brütlinge über eine Schlupfmanschette das Erbrütungsglas. Vom Ei ins Dottersackstadium und ab ins Rundstrombecken. Die frisch geschlüpften Fischlarven sind kaum sichtbar, wie kleine Striche zeichnen Sie sich im klaren Wasser ab und nur in Behältern mit hellem Hintergrund kann man die Neuankömmlinge etwas genauer beobachten. Die Brut hat eine Länge von ca. 10 mm und der Körper ist bis auf die Augen weitgehend durchsichtig. In der Natur sind diese Larven natürlich sofort die Beute zahlreicher Räuber. Tausende Brütlinge, das Ergebnis der Bemühungen, befinden sich jetzt in sicherer Umgebung und werden, je nach Bedarf, nach ein paar Tagen besetzt oder mit Zooplankton vorgestreckt.
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Besetzen oder Vorstrecken?
Dabei gibt es zwei Strategien. Entweder man setzt die frischgeschlüpften Renkenbrütlinge nach dem Verbrauch ihres Dottersackes in den See oder man streckt sie noch einige Zeit vor. Sofort besetzen bedeutet so naturnah wie möglich zu arbeiten, aber auch höhere Verluste zu akzeptieren. Wahrscheinlich gibt es kaum einen Fisch, egal ob Fried – oder Raubfisch, der Coregonenlarven verschmäht. Und um diese natürlichen Verluste zu minimieren, werden die Larven vorgestreckt. Die Strategie dabei ist, durch das Vorstrecken beim Besatz zu große Verluste in der kritischen Phase der Maränenbrütlinge zu vermeiden. Doch was ist Vorstrecken? Vorstrecken von Coregonen ist nichts anderes als ein, nach dem Schlüpfen, durchgeführter Fütterungsprozess, der die Fischlarven auf eine bestimmte bzw. gewünschte Größe wachsen lässt. Dabei kommt es nach dem Verbrauch des Dottersackes zu einer Weiterentwicklung der Fischlarven zur fressfähigen Brut. Diese Umstellung vom Dottersack auf Plankton oder Trockenfutter ist ein kritischer Punkt bei der Aufzucht der Larven und sollte nur von einem erfahrenen Fischereimeister durchgeführt werden. Es gibt Untersuchungen, die besagen, dass ein Besatz mit vorgestreckten Brütlingen einen wesentlich besseren Ertrag ergibt. Man geht davon aus, dass der Ausfall von natürlich im See geschlüpften Coregonenlarven bei 99 % liegt. Mit vorgestreckten Brütlingen sinkt dieser Prozentanteil auf 94% Bei dieser hohen Ausfallquote könnte man meinen, zahlt sich da der ganze Aufwand überhaupt aus. Wenn man aber bedenkt, dass bei einer Million Brütlinge ca. 60000 Renken heranwachsen, da schaut die Sache schon anders aus. Und genau dieser Umstand rechtfertigt auch den höheren finanziellen Einsatz für vorgestreckte Maränen.
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Fütterung der Renkenlarven:
Fütterung bedeutet aber auch Planktonfischen. Gefischt wird mit Boot und einem Schleppnetz. Es handelt sich dabei um ein spezielles Planktonnetz aus Polyamid-Gaze mit einer Maschenweite von 180 µm (0,18 mm). Damit werden durch langsames Schleppen (ca. 1,5 – 2 km/h) in verschiedenen Wassertiefen kleinste Organismen (Zooplankton) herausgefiltert. Doch was ist Zooplankton. Einfach erklärt ist Zooplankton die Basis jeden Lebens in unseren Gewässern. Ohne dieser Nahrungsquelle gebe es keine Fische in unseren Seen. 18 Unterarten, aufgeteilt auf 3 Hauptarten dieser Kleinstlebewesen bevölkern die verschiedenen Wasserschichten. Entscheidend jedoch für das Aufkommen der Renkenbrütlinge, ist Plankton in der richtigen Größe. Um eine umsichtige und nachhaltige Bewirtschaftung zu gewährleisten ist daher für jeden See eine Untersuchung durch Fischereibiologen unumgänglich. Wobei man sagen kann, dass für die Planktongesellschaften unserer Alpenseen ausreichend Untersuchungsergebnisse vorliegen. Zur Erklärung. Steigt im Frühjahr die Wassertemperatur beginnt das Phytoplankton zu blühen. Dieses pflanzliche Plankton ist wiederum die Nahrung von Zooplankton in der Form von Rädertieren und Kleinkrebsen. Diese Kleinkrebse mit ihren Naupliuslarven sind die entscheidende Nahrungsgrundlage für die Renkenlarven. Es kann aber vorkommen, dass durch fehlendes oder nicht passendes Plankton, von uns unbemerkt, ein ganzer Jahrgang verloren geht. Daher greift der Bewirtschafter gelegentlich jetzt noch ein letztes Mal unterstützend in den natürlichen Kreislauf ein. In speziellen, für die Aufzucht geeigneten Teichen oder Netzgehegen, werden die heranwachsenden Coregonen bis auf 6 bis 8 cm vorgestreckt. Der Prozentanteil der ausfallenden Fische sinkt ja mit der Größe der besetzten Coregonen. Diese Besatzstrategie unterstützt nicht nur den Bestand, sondern hilft auch eine optimale Altersstruktur bei den Coregonen zu gewährleisten. Der Besatz mit diesen nochmals vorgestreckten Renken kann sich bis in den Mai oder Juni hinein verlagern. Denn die Natur hat es so eingerichtet, dass sich im späten Frühjahr ausreichend Plankton im See befindet und die Maränen einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Bei perfekten Bedingungen können sie in einem halben Jahr auf 10 bis 15 cm abwachsen.
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Renkenbesatz mit fressfähiger Brut:
Ist die Erbrütung und Aufzucht erfolgreich hat der Bewirtschafter jetzt, je nach Kapazität der Brutanlage, Millionen von Renkenlarven für den Besatz zur Verfügung. Durch Beobachtungen bei der Fütterung mit frisch gefangenen Plankton konnte man sehen, wie die Brütlinge jedes Planktontierchen genau begutachten, bevor sie es attackieren. Dabei kann man auch Rückschlüsse ziehen, ob die Größe der Krebse zum Zeitpunkt des Besatzes passt. In, mit Sauerstoff angereicherten, Transportbehältern werden die Renken für den Besatz vorbereitet. Vorbereitet heißt auch, die Brütlinge an die jeweilige Temperatur des zu besetzendes Gewässer anzupassen. Entweder passiert das durch Beigeben von Seewasser oder mit durchsichtigen Kunststoffbeuteln, die vor dem Besatz in Seewasser gelagert werden. Ist eine Temperaturangleichung gegeben, so kann die Besatzaktion beginnen. Besetzt wird im Freiwasser, weitab von ihren natürlichen Fressfeinden. Der Bewirtschafter sollte auch wissen, wo sich im Frühjahr das beste Planktonvorkommen im See befindet. Renken kommen ja als fressfähige Brut in den See und brauchen sofort ausreichend Futter, um zu überleben. Da es sich bei Coregonen um Schwarmfische handelt, wird der Besatz von einem langsam fahrenden oder stehenden Boot aus durchgeführt. Die Brütlinge sollen ja einen Schwarm bilden und nicht einzeln herumirren. Durch das langsam fahrende Boot haben sie auch keine Gelegenheit sich unter dem Bootskörper zu verstecken. Jetzt befinden sich die Coregonen endlich in ihrem angestammten Lebensraum. Ab jetzt liegt das weitere Schicksal der Coregonen in den Händen der Bewirtschafter, die mit sinnvollen Fischereibestimmungen den natürlichen Kreislauf erhalten und nachhaltig sichern sollen. Aber auch Sportangler sind selbstverständlich dazu angehalten, geltende Bestimmungen einzuhalten und nicht nur die Entnahmemenge, sondern auch die Zukunft der Renkenfischerei im Auge zu behalten. Gefangene Fische sind sorgsam zu behandeln und wenn nötig (Untermassig) unverletzt zurückzusetzen. Renkenfischen bedeutet auch Regelkunde. Genaues Lesen der jeweiligen Betriebsordnung sollte selbstverständlich sein. Denn es gibt für nahezu jeden See, ableitend von verschiedensten Einflüssen oder Coregonenarten, bezogen auf die Laichreife, gesonderte Bestimmungen. Dazu kommt, dass viele Renkenangler nicht wissen, wie alt ihre gefangenen Fische sind, und mit Begriffen wie Sömmrige oder 1+ nichts anfangen können. Das Wissen um diese Vorgänge kann aber auch eine neue Bewusstseinsbildung, betreffend den Umgang mit gefangenen Renken, fördern. Um einen kleinen Einblick in die Altersstruktur von Coregonen zu bekommen, begeben wir uns nun im nächsten Beitrag zum Wachstum und der Alters – Pyramide der Coregonen.
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