Nahrung Insekten
Die Zuckmücken (Chironomidae) und ihre Bedeutung für den Renkenangler:
Die für uns Angler zweifellos wichtigste Nahrung der Renken sind Zuckmücken. Jeder Renkenangler der sich seinen Blick für die Natur und ihrer natürlichen Vorgänge bewahrt hat, kennt dieses Bild. Unzählige Mücken tanzen über den See, treiben nach ihrer Hochzeit erschöpft über das Wasser und werden von Lauben oder anderen Oberflächenfischen eingeschlürft. Auch in unseren Booten und an unserer Bekleidung lassen sich diese Insekten nieder und stellen sich kurz unserer Betrachtung, um gleich wieder weiterzuschwärmen. Diese Zweiflügler sind mit ca. 3000 Formen, die wohl artenreichsten Insekten unserer Breiten. Ihre Larven und Puppen bilden zu gewissen Jahreszeiten die Hauptnahrung der Renken und werden durch unsere Nymphen imitiert. Die Zuckmücken – Arten zu bestimmen ist für einen Laien nahezu unmöglich und für uns Angler auch nicht nötig. Der Stellenwert dieser Insekten als Fischnährtiere ist extrem hoch.
Seite 1 / 9
Der Lebenszyklus der Zuckmücke setzt sich aus der Larve, Puppe und der Imagines zusammen. Typisch für die Zuckmücken Larve ist die kleine Kopfkapsel. Dem Körper schließen sich drei Brustsegmente und neun Hinterleib Segmente an. Der Larvenkörper wirkt deutlich gegliedert und muskulös. Zuckmückenlarven haben Ihren Lebensraum im Bodensubtrat (Schlamm) unserer Seen. Die Larve kann bis zu 2 cm groß werden und bewegt sich mit S – förmigen rhythmischen Bewegungen. Die Färbung reicht über weiß, gelblich, grün, graubraun bis blutrot. Große Grundrenken bevorzugen diese Larven als Nahrung und haben zu gewissen Jahreszeiten (z.B. Mai) ganze Bündel davon im Magen. Gründelnd ziehen die großen Renken über den schlammigen Seegrund und picken die Larven gezielt aus dem Boden. Wenn es die Wassertemperatur zulässt, kommen die Großrenken bei dieser Art der Nahrungsaufnahme bis in seichte Uferpartien. Die Hegene wird daher am Grund mit liegendem Schwimmer oder per Sinker angeboten. Im Frühjahr, bis Mitte Juni, wird in einer Tiefe von 5 – 15 m gefischt. Aber diese Tiefe kann natürlich von See zu See variieren, da sie zum Teil von der Wassertemperatur als auch von der Bodenbeschaffenheit abhängig ist. Da die Larve meistens, bedingt durch den Blutfarbstoff Hämoglobin, blutrot gefärbt ist verwenden wir auch Nymphen in dieser Farbe. Sehr gut eignet sich für diese Imitation rotes Body Glass. Aber auch andere rote Nymphen aus Kreppnylon und Lureflash sind sehr gut geeignet. Diese Nymphen werden an den unterstem Zügel gebunden und imitieren Larven die aus dem Bodenschlamm herausgespült wurden. Am Ende des Larvenstadiums nimmt die Larve langsam die Gestalt der Puppe an. Sie wird dicker und unbeweglicher. Schließlich platzt die Larvenhaut und gibt die Puppe frei. Jetzt hat die vorletzte Phase im Leben der Zuckmücke begonnen.
Seite 2 / 9
Die Zuckmücken Puppe zeigt sich in völlig veränderter Gestalt. Eine ausgeprägte Kopfpartie mit Büscheln als Atmungsorgane und ein deutlich segmentierter Hinterleib sind typische Charaktere einer Zuckmücken Puppe. Kurz vor dem Aufsteigen füllt sich der Raum zwischen Puppenhaut und dem Imago mit Gas und verleiht der Nymphe einen silbrigen Glanz. Wir lackieren daher unsere Nymphen, um diesen Glanz zu imitieren. Mit zuckenden Bewegungen steigen die Puppen jetzt vom Grund des Sees zu Wasseroberfläche. Durch langsamstes Auf und Ab bewegen wir unsere Hegene, imitieren wir diesen natürlichen Vorgang und reizen so die Renken zum Anbiss. Auch ein Renkenschwimmer erfüllt bei leichtem Wellengang diese Aufgabe. Da es in einem Gewässer bedingt durch die schon angesprochene Artenvielfalt der Zuckmücken, auch verschiedenfarbige Puppen gibt, sollte man sich die Nymphen im Magen einer Renke genau anschauen. Jetzt lohnt es sich, wenn man verschiedenfarbige Hegenen im Boot hat, um sich den gegebenen Bedingungen anzupassen. Im Oberflächenfilm hängend, beginnt die Puppe mit dem Schlupf. Nach dem Schlupf bildet sich mit den Zuckmücken – Imagines das fertige Insekt und beendet so einen meistens einjährigen Zyklus. Mit der Kopfkapsel voran kriechen die jetzt schon fast fertigen Insekten aus der Puppenhülle. Die Zuckmücken treiben jetzt an der Wasseroberfläche und beginnen nach einer kurzen Trocknungszeit zu schwärmen. Mit der Bildung des Imagines, dem fertigen Insekt, ist die Metamorphose der Zuckmücken beendet. Nach dem Paarungsflug und der Eiablage fallen die Imagines auf das Wasser und werden jetzt Beute von Oberflächenfischen wie Lauben. Aber ihre Eier sinken zum Seegrund und beginnen einen neuen Zyklus dieser wichtigen Fischnährtiere. Erfahrene Renkenangler suchen oft gezielt solche Stellen oder kennen die Tageszeit, wenn die Nymphen am besten steigen. Mit diesem Wissen um die faszinierenden Vorgänge in der Natur macht Renkenangeln natürlich noch mehr Spaß und fördert gleichzeitig unsere Beobachtungsgabe am Fischwasser
Seite 3 / 9
Fällt das Planktonangebot unter eine gewisse Schwelle, stellen sich die größeren Coregonen auf Bodennahrung um. Welche Organismen sie bevorzugen, hängt wieder von deren Energiegehalt und vom Fangaufwand ab. Sie sind dabei aber sehr flexibel. Die wohl wichtigsten und nahrhaftesten Bodennährtiere für Renken sind Insektenlarven und Puppen. Kugelmuscheln werden auch relativ häufig konsumiert, eher aber wohl nur, wenn sonst nichts Passendes zu finden ist. Grundsätzlich fressen Reinanken aber auch noch viele andere Insektenlarven wie zum Beispiel Köcherfliegen-, Eintagsfliegen-, Steinfliegen- oder Libellenlarven. Eigentlich fressen sie fast alles tierischer Herkunft. In unseren Breiten nehmen die Renken jedoch, abgesehen von Zooplankton, in der Regel nur Mückenlarven und Puppen als Nahrung auf, wobei sie sich in der wärmeren Jahreszeit auf Plankton (Plankton erkennt man als grünliche Masse im Magensack) umstellen. Bei ihrer Jagd auf schlüpfende Insekten kann es vorkommen, das Renken bis an die Wasseroberfläche kommen, das Insekt einsaugen und mit einem weithin sichtbaren Spritzer wieder abtauchen. Generell muss man aber sagen, dass durch die Artenvielfalt der Coregonen das Verhalten bei der Nahrungssuche an jedem See ein wenig anders ist.
Seite 4 / 9
Die Eintagsfliegen sind eine uralte Insektenordnung. In über 300 Mil. Jahren alten Ablagerungen aus der Steinkohlenzeit findet man Überreste von Eintagsfliegen, die den heute vorkommenden Arten recht ähnlich sind. Man erkennt sie an den drei Schwanzanhängen. Man verwechselt sie oft mit der Steinfliegenlarve, die nur zwei Schwanzanhänge hat. Leider findet man die Eintagsfliegenlarve nur in sauberen Gewässern. Sie atmet mit 12 Tracheenkiemenblättchen, die sich rechts und links der Bauchseite befinden. Man findet sie unter Steinen in sauberen Bächen. Sie hat 6 Beine, davon sind 2 nach hinten gebogen, die restlichen 4 sind nach vorne gedreht. Sie hat 4 Augen. Zwei Punktaugen und zwei Komplexaugen. Manche von ihnen haben an den Schwanzanhängen kleine Haare. Die Larve wird 3 bis 25 mm lang. Die beiden häufigsten Arten in Deutschland sind Ephemera danica und Ephemera vulgata. E. vulgata bewohnt vor allem langsam fließende größere Gewässer mit schlammigem Boden, während E. danica in den kälteren und schneller fließenden Wasserläufen der deutschen Mittelgebirge mit sandigem und kiesigem Untergrund anzutreffen ist. Der Name der Tiere deutet auf ihr Leben als Imago hin, dass nur wenige Stunden oder Tage beträgt. Als Larven leben sie jedoch mehrere Jahre im Wasser. Der Lebensraum der in Seen lebenden Larven beschränkt sich weitgehend auf die Uferregion bis in Tiefen von maximal 10 Meter. Ihre Nahrung besteht aus Tier und Pflanzenresten.
Seite 5 / 9
Auffallend ist die Segmentierung des Hinterleibs, die man sehr schön nachbinden kann. Präsentiert werden derartige Imitationen im Frühjahr oder zur Hauptschlupfzeit als Nachläufer an der Hegene. Die Larven bewegen sich wellenförmig am Gewässergrund fort. Diese Bewegung kann sehr gut mit einem langsamen auf und ab des Nachläufers imitiert werden. Dabei kann man den Nachläufer ruhig wieder auf den Gewässergrund absinken und erneut aus dem Schlamm aufsteigen lassen. Ein kleines Schlammwölkchen, verursacht durch unser Blei, erregt die Aufmerksamkeit der Fische, der Nachläufer steigt auf und die Renke steigt ein. Diese Bisse sind nicht zu übersehen, die Spitze reißt es regelrecht nach unten und die Renke geht ab wie die Feuerwehr. Der Größe der Larve entsprechend können Nymphenhaken bis zu einer Größe von # 0,10 verwendet werden. Eine große Rolle spielen diese Larven auch als Gewässerindikatoren. Sie stellen hohe Ansprüche an die Gewässerqualität und ein häufiges Vorkommen ist ein Zeichen, dass an diesem Gewässer die Welt, auch unter der Wasseroberfläche, noch in Ordnung ist. Der Vollständigkeit halber gehen wir mit der Eintagsfliege noch an die Oberfläche, wo sich dieses faszinierende Insekt auf den letzten Lebensabschnitt vorbereitet.
Seite 6 / 9
In den Monaten Mai bis September steigen die Larven zum Schlüpfen zur Wasseroberfläche empor. In Ausnahmefällen, wie z.b. sehr warme Frühlingstemperaturen, kann dieser Vorgang auch schon im April stattfinden. Die Eintagsfliegen machen dabei eine unvollkommene Verwandlung, ohne Puppenstadium, durch. Diese frisch aufgestiegenen Eintagsfliegen unterscheiden sich aber noch von den erwachsenen Tieren durch ihre Flügelfärbung. Die letzte Häutung der Larven (Subimago) findet an der Wasseroberfläche oder an Land statt. Ein faszinierendes Schauspiel ist der Hochzeitsflug der Eintagsfliegen. Einige Meter über dem Schilf oder der Wasseroberfläche umschwärmen die Männchen der Eintagsfliegen im Steig und Sinkflug die Weibchen. Nach erfolgter Paarung tauchen die Weibchen ihren Hinterleib in das Wasser und legen ihre Eier ab. Jetzt schließt sich der Kreislauf im Leben der Eintagsfliegen. Im Oberflächenfilm treibend werden die sterbenden Insekten Opfer von steigenden Renken. Ihre Nachkommenschaft aber entwickelt sich nach dem Absinken zum Seegrund wiederum zu Larven, die nach einigen Jahren zielstrebig dem Licht entgegen nach oben streben um sich erneut zu paaren und fortzupflanzen. Jahr für Jahr wiederholt sich dieses faszinierende Schauspiel der Arterhaltung und erfreut uns Angler mit farbenprächtigen Insekten. Und wenn als Krönung eine Eintagsfliege einige Momente auf den Bootsplanken innehält, vergisst so mancher Angler auf das Fischen und staunt über dieses perfekte Geschöpf der Natur.
Kleinlibellenlarve der Gemeinen Binsenjungfer:
Auch Libellenlarven werden von den Renken zu gewissen Zeiten gerne genommen. Libellenlarven sind Räuber und ernähren sich von Mückenlarven, Flohkrebsen oder sonstigen kleinen Seebewohnern. Als Nahrung der Renken spielen Sie nur eine untergeordnete Rolle, da sich Ihr Lebensraum eher in der Unterwasservegetation von Bacheinläufen und Schilfzonen befindet. In Europa heimische Libellenlarven leben in der Regel ein bis zwei, spezielle Arten bis zu 5 Jahre im Wasser, bevor sie das Gewässer als Libelle verlassen. Eine ausgewachsene Libelle ist immer eine Augenweide und oft bewundern wir die Schönheit und die Farbenpracht der verschiedenen Arten. Wer kennt nicht den Augenblick, wenn sich eine Libelle elegant zur Rast auf unsere Renkenrute niederlässt und auf angenehme Art und Weise unsere Konzentration stört.
Seite 7 / 9
Jeder Fischer kennt sie und weiß um die Bedeutung der Flohkrebse. Da Flohkrebse in erster Linie mit Fließgewässern in Verbindung gebracht werden, ist ihre Bedeutung bei der Seenfischerei auf Renken eher als gering einzustufen. Dieser in Seen, wie der Name schon sagt, lebende Flohkrebs lebt in den ufernahen Zonen im dichten Gewirr der Wasserpflanzen und ernährt sich von abgestorbenen Pflanzen und Tieren. Die natürlichen Farben der Flohkrebse sind meist grau bis braun mit weißlicher, grüner und gelblicher Tönung. Der Seeflohkrebs ist eher weißlich – grau. Der Name Flohkrebs kommt übrigens daher, dass dieser Gliederfüßer bei der Fortbewegung wie ein Floh über den Gewässergrund springt. Dieses Verhalten müssen wir natürlich bei der Hegenenangelei berücksichtigen. Wir werfen den Schwimmer mit richtig eingestellter Tiefe (ca. 5-10m) in Richtung Ufer und legen ihn flach. Mit kurzen Rucken geben wir dem Schwimmer und der jetzt durchhängenden Hegene die richtige Aktion und lassen unsere Imitate über den Pflanzen hüpfen. Ideal wäre natürlich ein leichter Wellenschlag. Da der Flohkrebs etwas lichtscheu ist und sich bei starker Sonneneinstrahlung zwischen Pflanzen oder unter Steinen und abgestorbenem Laub versteckt, sollte man mit Gammarus – Imitaten eher bei dunklem Wetter oder in der Dämmerung fischen. Hier ist wieder die Beobachtungsgabe eines Renkenanglers gefragt, um mit der richtigen Taktik und der richtigen Hegene die Renken anzusprechen.
Seite 8 / 9
Die Wasserassel ist wie der Flohkrebs ein bodennaher Bewohner unserer Gewässer. Sie ernährt sich von zerfallenden Pflanzenresten bis in Tiefen um 20 m. Seen, Altarme aber auch Teiche zählen zu den bevorzugten Lebensräumen der Wasserasseln. Im Schnitt wird die Assel 12 mm lang und hat einen hartschaligen Körper. Wasserasseln werden sehr gerne von den größeren Renken genommen und stellen damit eine wichtige Nahrungsquelle dar. Die Farbe dieser, versteckt unter Steinen, Holz und Pflanzenresten lebenden Kleinlebewesen, pendelt von farblos bis dunkelbraun. Am Weissensee leben diese Tiere auf Armleuchteralgen und werden von den größeren Renken sehr gerne genommen. Da Wasserasseln nicht schwimmfähig sind, müssen sie von den Renken entweder von den Algen oder vom Grund aufgenommen werden. Als Haken für unsere Hegenen werden meistens Bachflohkrebsimitationen verwendet. Gefischt wird mit flachgelegtem Schwimmer, wie bei den schon beschrieben Flohkrebsen. Leichter Wellengang bringt die Flohkrebsimitationen in Grundnähe zum Hüpfen. Bei glatter Wasseroberfläche hilft auch ein ruckartiges Zupfen mit der Rutenspitze, um die Maränen an die Hegene zu locken. An der Zupfhegene kann jetzt auch ein Flohkrebs als Nachläufer sehr gute Fangerfolge bringen. Allerdings sind Maränen, wenn sie abends so richtig in Fresslaune sind und Wasserasseln nehmen, auch mit herkömmlichen Nymphen sehr gut zu fangen. Aber da ja Hegenenfischen oft genug zum Experimentieren verleitet, kann ein Versuch mit Imitationen von Wasserasseln nie schaden, und einen Joker, denn hat schließlich jeder Renkenangler gerne in seiner Hegenenschachtel.
Wie man sieht, ist das Nahrungsspektrum unserer Coregonen größer und vielfältiger als wir uns das bisher vorstellten und besonders hochkapitale Renken werden oft, mit für diese Fischart, unüblichen Ködern, gefangen.
Seite 9 / 9













